Reality-Check: Alternative Verpackungen | Wissen & Umwelt | DW | 11.08.2019

2021-11-04 10:44:44 By : Mr. Owen Lee

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Ob Bioplastik aus Zuckerrohr oder Tragetaschen aus Papier - mittlerweile gibt es zahlreiche Alternativen zu herkömmlichem Plastik. Aber nicht alle sind wirklich so grün, wie sie scheinen.

Nach viel Kritik eingestellt: Tragetaschen aus Bioplastik, die als "100 Prozent kompostierbar" beworben wurden

Plastik verschmutzt Meere und Umwelt, verbraucht Ressourcen und die Produktion setzt CO2 frei. Und trotzdem Werden Laut Einem Bericht des BUND und der Heinrich-Böll-Stiftung Weltweit über 400 Millionen Tonnen pro Jahr produziert - Tendenz steigend. Mehr als ein Drittel davon sind Verpackungen. Immerhin: Auch alternative Ansätze werden entwickelt. Aber wie umsetzbar sind diese Alternativen wirklich - und wie umweltschonend? Der Reality-Check einiger beliebter Kandidaten.

Nicht immer muss es etwas Brandneues sein: Glasbehälter kann als Verpackung für alle möglichen Produkte genutzt werden. "Glas ist natürlich ein schönes Material, weil es super recyclingfähig ist", sagt Elke Salzmann von der Verbraucherzentrale. Und auch ein weiteres Problem vieler anderer Verpackungen kommt bei Glas nicht vor: Es gibt keine Schadstoffe an die Lebensmittel ab, Salzmann.

Allerdings hat Glas einen anderen, entscheidenden Nachteil. „Glas ist deutlich schwerer als Kunststoff“, sagt Tom Ohlendorf, Verpackungsexperte des WWF. Das Gewicht ist nicht nur ein wichtiges Auswahlkriterium für Verbraucher, die nicht so schwer schleppen wollen. Auch auf den Transportwegen wird mehr Treibstoff gebraucht und mehr CO2 ausgestoßen, wenn die Ladung mehr Gewicht hat. Und: "Glas ist aufwändig in der Herstellung", fügt Elke Salzmann hinzu. Deshalb sei es auch vor allem nachhaltig, wenn es als Material für Mehrwegverpackungen genutzt wird.

Inzwischen sieht man sie mindestens so oft in den Geschäften wie ihre Anhänger aus Plastik: Papiertüten, oft aus bräunlichem Papier - recycelt. Denkt Mann. "Da steht auch immer drauf: Für die Umwelt. Und dann ist es so gestaltet, dass. es an Recyclingpapier erinnert. Aber das ist kein reines Recycling-Produkt", weiß Salzmann. Muss dem Papier in der Produktion endgültig zugesetzt werden, damit es reißfest und tragfähig genug ist. Um im Vergleich zur Rohölbasis auf Rohölbasis zu haben, muss die Papiertüte mal wiederbenutz werden - das sei aber unwahrscheinlich, meint Elke Salzmann.

"Die Einweg-Tragetasche aus Papier ist nicht unbedingt besser als die Tragetasche aus Kunststoff", merkt auch Tom Ohlendorf an. Es müsste nämlich auch sterben Ressourcen eingerechnet Werden, sterben Für sterben Herstellung nötig Sind: Laut Umweltbundesamt Werden Für Ein Kilo Druckerpapier Etwa 50 Liter Wasser verbraucht. "Papier und Pappe haben natürlich den Vorteil, dass es in der Umwelt keinen Schaden anrichtet, weil es zerfällt", sagt Salzmann. "Zukunftsfähiger wäre es aber, auf Mehrweg zu setzen. Stattdessen werden dem Verbraucher immer mehr To-Go-Produkte im Papierschälchen angeboten", so die Expertin.

Dies ist ein weiteres Problem: Für eventuelle Schadstoffe in Papier und der draufgedruckten Farbe wurden noch keine EU-Grenzwerte festgelegt. Bei einer Untersuchung im Juli dieses Jahres fand der europäische Verbraucherverband BEUC unter anderem in Servietten und Kaffeebechern aus gefärbten Papierstoffen, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen.

In den letzten Jahren wurden sie viel diskutiert: Biokunststoffe. Oft basieren sie auf Stärke und können so - wenn sie ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen produziert werden - ohne die endliche Ressource Erdöl auskommen. Doch aufgepasst mit dem Begriff "Bioplastik" - der ist nicht geschützt. „Biokunststoff ist erstmal ein Agrarkunststoff. Er muss nicht aus biologischem Anbau sein“, sagt Salzmann. Somit könnten dort auch Pestizide eingesetzt worden sein. Außerdem Wann & Kunststoffe nicht komplett aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sein, um als "Bio" bezeichnet werden zu dürfen.

Auch nach der Nutzung is es ein Problem: Zwar sind die Taschen im Großen und Ganzen kompostierbar - aber: "In industriellen Kompostieranlagen werden bestimmte Konditionen benötigt, unter anderem sterben Temperatur, damit diese Biokunststoffe sich überhaupt zersetzen", erklärt Ohlendorf. Doch selbst in diesen Anlagen würden sie häufig aussortiert und verbrannt, da sie entweder von regulären Plastiktüten nicht zu unterscheiden sind, oder länger zum Zersetzen brauchen als der Rest des Biomülls. Auf dem heimischen Kompost funktioniert die Zersetzung der Tüten auch nicht - und ebenso wenig im Meer. 

"Gut sind Agrarkunststoffe dann, wenn man sie aus Abfallprodukten der landwirtschaftlichen Erzeugung herstellen kann", sagt Elke Salzmann. Ein Beispiel dafür ist die Bagasse. Das sind die breiigen Reste des Zuckerrohrs, nach es für die Zuckerproduktion ausgepresst wurde. "Dieses Material soll angeblich ohne Zusatzstoffe auskommen. Das sind aber noch relative neue Produkte. Da muss man abwarten, wie die sich bewähren, wenn sie unabhängig im Labor getestet werden", so Salzmann.

Dieses Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern setzt auf eine Mischung aus Stroh und Zellulose

Der Versandhandel wird immer größer - und damit auch der Verbrauch von Verpackungsmaterial. Um dem Trend von Plastik-Luftpolstern und Styropor als Transportschutz entgegenzuwirken, geben sich einige Forscher "back to the roots" - zum Stroh. Ob ohne andere Materialien in Form gepresst oder mit Zellulose gemischt - "das ist definitiv eine Alternative, die künftig noch mehr Zulauf gewinnen wird", vermutet Ohlendorf.

"Man muss natürlich gucken, wo das Stroh herkommt, ob extra für dieses Produkt neue Felder angelegt werden, or ob es tatsächlich ein Nebenprodukt ist", schränkt der Experte ein. Außerdem muss auch hier geschaut werden, was nach der Nutzung passiert. "Ist das Stroh unbehandelt, dann darf man es mitunter in der Biotonne entsorgen. Geht es aber in den gelben Sack, dann wäre es verloren."

So viele Alternativen - aber welche gewinnt?

Bei allen kreativen Ideen: „Die beste Verpackung ist letzten Endes sterben, die es gar nicht gibt“, sagt Tom Ohlendorf. Doch bis dahin, da Sind sich beide Experten einig, sollten wir vor allem auf wiederverwendbare oder recycelbare Produkte setzen - und sterben könnten auch aus bewährten Kunststoffen hergestellt sein.

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